Vortragsveranstaltung in der IHK

Vortragsveranstaltung in der Industrie- und Handelskammer

Donnerstag, 27. November 2025 um 18.00 Uhr

Vortragsveranstaltung in der IHK mit Professor Dr. Dr. h.c. Hubert Wolf zum Thema „Lasst uns niemals vergessen, immer vergeben, aber vor allem verstehen“ Bittschreiben verfolgter Juden an Papst Pius XII. und die Bürokratie im Vatikan. 

Nach 80 Jahren verschwinden Ereignisse im Allgemeinen aus dem kommunikativen Gedächtnis. Das geschieht derzeit – bedingt durch das Verstummen der letzten Zeitzeugen – auch mit der Erinnerung an den Holocaust, mit drastischen Folgen: Neue Umfragen belegen, wie wenig vor allem junge Menschen in Deutschland heute über das Menschheitsverbrechen der Ermordung von sechs Millionen jüdischer Menschen während der NS-Zeit noch wissen.
Wo Erinnerung verschwindet, beginnt die Zeit der Geschichte: An die Stelle von Erzählungen treten historische Dokumente aus der Zeit selbst und wissenschaftlich geprüfte Fakten. Zehntausend Briefe jüdischer Frauen und Männer aus den Jahren 1939 bis 1945, geschrieben an Pius XII., fassen die existentielle Not und Todesangst, aber auch die Hoffnung auf Hilfe und Rettung eindrücklich in Worte. Bis 2020, bis Papst Franziskus die vatikanischen Archive für die Zeit Papst Pius XII. (1939-1958) für die Forschung öffnete, waren die Ego-Dokumente unbekannt, verschlossen hinter den hohen Mauern des Vatikans.
Kirchenhistoriker Prof. Dr. Hubert Wolf aus Münster, Gutenbergstiftungsprofessor 2023, und sein Team haben diese Briefe entdeckt. Sie edieren sie komplett unter www.askingthepopeforhelp.de online und werten sie aus. Sie analysieren aber auch, wie die vatikanische Bürokratie mit diesen Bitten umging, ob geholfen wurde oder eher nicht. Fünf Jahre nach der Öffnung der geheimen Archive geben Hubert Wolf und Dr. Barbara Schüler in einer szenischen Lesung jüdischen Menschen, deren Andenken die Nationalsozialisten auslöschen wollten, ihre Stimme wieder zurück. Sie zeigen auch, wer den Papst um was gebeten hat und was hinter den hohen Mauern des Vatikans geschah. Wir erfahren, was der Papst wann vom Holocaust wusste und warum er öffentlich dazu geschwiegen hat.
Dadurch werden ganz neue Einsichten in eines der dunkelsten Kapitel der neueren Geschichte möglich, die, gestützt auf harte Fakten, dazu auffordern: Niemals zu vergessen, immer zu vergeben und vor allem historisch genau Bescheid zu wissen, um nicht irgendwelchen Fakenews aufzusitzen.